Für sehr viele Menschen in Fellbach und für alle, die über die Kirchenmusik im Dekanat verbunden sind, ist es noch schwer zu begreifen: Rita Ermer, Kirchenmusikerin an St. Johannes und Maria Regina in Fellbach, ist Anfang September im Alter von 60 Jahren verstorben.

Was sie über mehrere Jahrzehnte in Fellbach in der und für die Gemeinde musikalisch auf die Beine gestellt hat, war einzigartig im gesamten Dekanat und der Diözese. Für ihre herausragende Arbeit hat der Diözesan-Caecilienverband der Diözese ihr daher auch 2014 den Titel „Chordirektorin“ verliehen. Hunderte von Kindern und Erwachsene haben Woche für Woche in den von ihr geleiteten Chören und Musikgruppen musiziert, seit 2012 unter dem Dach der „Katholischen Singschule“. In ihnen allen hat Rita Ermer mit ihrem außerordentlichen pädagogischen Geschick und in ihrer Musikalität tiefe Spuren hinterlassen. Was sie in all den Jahren an musikalischer Bildung vermittelt hat, wie sehr sie die Kinder und Jugendlichen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung geprägt hat, wird noch lange nachwirken – für viele der jungen Menschen ihr Leben lang.

(Reiner Schulte)

Alfons Scheirle hat vor Ort eng mit Rita Ermer zusammengearbeitet, in den Gottesdiensten, Konzerten, im „Förderverein für Kirchenmusik“ und dem Hilfsverein „Baraka“. Hier seine Würdigung.

Eine Gemeinde trauert um ihre Kirchenmusikerin und Chordirektorin Rita Ermer

„Meinen Körper kann der Krebs besiegen, meinen Geist und die Seele nicht“ – das waren ihre Worte, Worte einer zierlichen, doch starken Frau, die jetzt im 61. Lebensjahr diesem schweren Leiden erlag.

Seit 1983 versah sie in St. Johannes den Dienst an der Orgel, leitete den Kirchenchor, gestaltete unzählige Gottesdienste mit musikalischem Schwung und strenger inhaltlicher Definition, die sie in ihrem Kirchenmusikstudium in Rottenburg und über die laufend von ihr besuchten kirchenmusikalischen Fortbildungen erhalten hatte, ergänzt durch ein zeitweiliges theologisches Fernstudium.

Am Wichtigsten war ihr die Arbeit mit den Kindern und den Familien. Und waren es 50 Kinder, welche mit ihr neben dem Altar musizierten bei den Krippenspielen, der Kinderpassion, den Erstkommuniongottesdiensten: es war keine Unruhe, kein Hampeln; die klar geführte Aufgabe war verständlich und selbstverständlich angenommen.

Mit den Kleinsten auf dem Boden, mit wenigen Instrumenten, mit den „Flötenkindern“, dem Kinderchor, dem Jugendchor, schließlich mit dem von ihr mit ins Leben gerufenen Ensemble junger Erwachsener „Just for Fun“ wurde gesungen, elementar Musik erarbeitet, immer mit adäquaten guten Inhalten.

Es war ihr wichtig, den Glauben, den sie verwurzelt in sich trug, vorzuleben und zu übertragen.

Dies wurde allgemein akzeptiert, weil sie persönlich fest darin stand. Äußerlichkeiten und Getue, Eitelkeiten und Frömmelei konnte sie nicht ertragen.

Das Markenzeichen war das Fahrrad, die großen Satteltaschen gefüllt mit kleinen Instrumenten, stets unterwegs zwischen Franziskusheim und Gemeindehaus Maria Regina.

In einer denkwürdigen Trauerfeier, mitgestaltet vom Chor „Just For Fun“, nahmen viele Menschen Abschied, Pfr. Dr. Angstenberger zeichnete ihr Leben und würdigte ihr Tun, Pfr. Dr. Macha hielt die Liturgie; für ihn war es besonders schwer, seine treueste Helferin um die sozialen Projekte in seiner Heimat Tansania, das Krankenhaus und den von Rita Ermer gegründeten Kindergarten mit Primary School verlieren zu müssen.

War es Fügung, dass an ihrem Sterbetag der letzte Container mit medizinischen Hilfsgütern nach derzeit großen Verladeproblemen auf die Reise nach Tansania ging? Davon hatte sie noch erfahren.

Das Requiem in ihrer Lieblingskirche MARIA REGINA, mitgestaltet vom Kirchenchor, geriet zu einer Demonstration des Dankens und des Glaubens, den sie in die Herzen vieler Kinder mit eingebracht hat. Pfr. Angstenberger rief in bewegenden Worten die Gemeinde zum Zusammenhalt auf, Pfr. Nisch war als langjähriger Wegbegleiter in der Kirchenmusik ebenfalls Konzelebrant wie Pfr. Macha, der noch einmal dankte für das selbstlose soziale Tun dieser bescheidenen Frau insbesondere durch den von ihr ins Leben gerufenen Hilfsverein „Baraka“(=Segen).

Zeitgleich wurden auch in Tansania Gedenk- und Dankgottesdienste gefeiert, denn Rita Ermer war dort persönlich gut bekannt als Helferin. Fast war über 7000 km herüber zu hören: der Dankesruf „Asante sana“!

Möge sie in Gottes Frieden ruhen!

(Alfons Scheirle)