Endersbach, St. Andreas

 

Die Jann-Orgel in St. Andreas Endersbach

von Orgelbauer Thomas Jann

Die alte Orgel der Endersbacher Pfarrkirche wurde ursprünglich von der Firma Späth aus Ennetach mit pneumatischen Kegelladen erbaut und kam als Gebrauchtinstrument 1966 in die damals zehn Jahre alte St. Andreas-Kirche. Dieses Werk war nach einigen Umbauten und mehr als einhundert Jahren Dienst so verbraucht, dass es keine Freude mehr bereitete.

So entschied man sich in der Gemeinde für einen Orgelneubau. Für die künstlerische Beratung konnte der Orgelsachverständige Prof. Johannes Mayr gewonnen werden. Gemeinsam mit den Endersbacher Organisten Thomas Fleischmann und Claudio Pieruz entwarf er die Disposition (Registerzusammenstellung) der neuen Orgel.

Im April 2010 machten sich die Mitglieder des Orgelausschusses auf, um Orgeln verschiedener Firmen zu begutachten. Unter anderem stand die im Dezember 2004 fertiggestellte Jann-Orgel der Pfarrkirche Unsere Liebe Frau zu Heilsbronn bei Nürnberg auf dem Programm. Dabei entstand der erste persönliche Kontakt mit Herrn Thomas Jann.

Nach Ausschreibung und Angebot wurde am 9. Dezember 2011 der Vertrag für eine Orgel mit 23 Registern, verteilt auf Hauptwerk, Schwellwerk und Pedal, mit der Firma Jann unterzeichnet.

Das neu geschaffene Instrument überzeugt durch eine besonders reichhaltige Palette von grundtönigen Registern, womit insbesondere romantische und symphonische Musik bestens wiedergegeben werden kann.

Der Prinzipalchor ist vom gravitätischen Prinzipal 8’ bis hin zur klangkrönenden Mixtur lückenlos ausgeführt. Die beiden gedeckten Bourdon-Stimmen in 16 und 8’ Lage verleihen dem Hauptwerk Fülle und Wärme. Die Viola da Gamba vertritt zusammen mit Salicional, Schwebung und Harmonia aetherea die farbige Streicherfamilie. Eine singende Rohrflöte 8’ und der warme Bourdon 8’ sind der Grundstock für das Flötenensemble, welches durch eine sanft spuckende Holzflöte und zwei überlasende Flöten (Flûte octaviante und Flageolett) nach oben hin ergänzt wird.

Wie in einem Chor gibt es bei dieser Orgel neben den Grundstimmen auch Solisten. Basson-Hautbois und Sesquialtera (in Verbindung mit einer Grundstimme) zählen hierzu. Trompete, Basson-Hautbois und Posaune gehören zu den Rohrwerken und sind die Zierde der Orgel. Der festliche Klang des Werkes wird ganz besonders durch die majestätisch klingende Posaune im Bass gestützt und abgerundet.

Neben den Normalkoppeln, die die Werke linear miteinander verbinden, besitzt die Orgel eine Anzahl von Oktavkoppeln, die der weiteren Klangdifferenzierung dienen. Die Tontraktur (Verbindung der Tasten zu den Ventilen unter den Pfeifen) ist rein mechanisch, die Registeranlage sowohl mechanisch als auch elektrisch ausgeführt und ermöglicht so über einen Setzer das Abspeichern von insgesamt 4.000 Registerkombinationen.

Es wurden fast 6.000 Arbeitsstunden aufgewendet, um dieses Werk fertig zu erstellen. Ein Drittel dieser Zeit wurde benötigt, um die insgesamt 1.560 Pfeifen aus einer Zinn-Blei-Legierung oder aus Holz zu fertigen. Die Intonateure brauchten 700 Stunden für die Klang- und Farbgebung der einzelnen Register. Etwa die Hälfte der Zeit entfiel dabei auf Arbeiten in der Werkstatt, die restlichen Stunden wurden zur Fertigintonation in der Kirche benötigt.

Der Tonhöhenumfang liegt zwischen 32 Hertz beim Ton C des Subbass 16’ und 6.300 Hertz bei g3 in der Superoctav 2‘. Doch erst die Vielzahl der Pfeifen aus Metall und Holz in den unterschiedlichsten Größen und Bauformen, bei 5 Metern Länge angefangen bis hin zu 10 Millimetern, und die differenzierten Klangfarben erzeugen diesen typischen Orgelklang, vom leisesten Flüstern bis hin zum großartigen Brausen des ganzen Instruments.

Disposition

Hauptwerk

Bourdon 16′
Prinzipal 8′
Bourdon 8′
Viola da Gamba 8′
Octav 4′
Holzflöte 4′
Superoktave 2′
Mixtur 4f 1 1/3′
Trompete 8′

Schwellwerk 

Rohrflöte 8′
Salicional 8′
Schwebung 8′
Praestant 4′
Flûte ovtaviante 4′
Flageolett 2′
Sesquialtera 2f
Harmonia Aetheria 3-4f.
Trompette harmonique 8′
Basson-Hautbois 8′
Tremulant

Pedal

Subbass 16′
Oktavbaß 8′
Gedeckbaß 8′
Posaunenbaß 16′

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